„Ich taufe dich auf den Namen „Stadt Köln“. Und möge immer eine Handbreit Wasser unter deinem Kiel sein!“ Oberbürgermeisterin Henriette Reker beschließt diesen rituellen Taufspruch mit einem Schwall Rheinwasser, den sie aus einem Siegerpokal auf den neuen Rennachter des Kölner Rudervereins von 1877 e.V. (KRV) ausgießt. Gleichzeitig wird der Schriftzug aufgedeckt und das Boot steht in aller Pracht zur Besichtigung frei.
Am Tag des Ehrenamts, dem 04. September 2022, findet diese Zeremonie am späten Nachmittag ganz ungewöhnlich auf dem Fischmarkt in der Altstadt öffentlich statt. Zahlreiche Vereinsmitglieder und vor allem die Rennjugend haben sich die Zeit genommen und säumen den Platz. Gekühlte Getränke werden gereicht, und wer will, kann auf den angrenzenden Stühlen der „Ex-Ständigen Vertretung“ Platz nehmen und den Service dort entgegennehmen. Es ist an alle und alles gedacht. Ströer als Rodenkirchener Werbepartner hatte eine mobile Großfläche zur Verfügung gestellt, auf der das aktuelle Rennteam unter dem Motto „Erfolg hat Tradition“ vorgestellt wurde.
Vorher hatte Max Zünkler, Vorsitzender des KRV, darauf hingewiesen, dass der KRV-Vereinsachter 1952 bei der Olympiade in Helsinki im Endlauf den 5. Platz errungen habe. Und dass die Taufe eines Achters für jeden Ruderverein etwas ganz Besonderes ist. Und wenn diese von einer Frau vorgenommen werde, dann wären diese Boote mit besonderem Glück ausgestattet. Den letzten Rennachter hatte der KRV vor 30 Jahren angeschafft – lange her. Diesmal lagen zwischen Beschluss, Finanzierung und Bestellung nur wenige Monate. Die Finanzierung stemmte der KRV allein. Nicht zuletzt haben zahlreiche dem Leistungssport besonders verbundene Spenderinnen und Spender einen entscheidenden Beitrag geleistet.
In den vergangenen Jahren musste die ständig wachsende und sich erfolgreich in Wettkämpfen behauptende Zahl der Athleten teilweise auf Leihboote zurückgreifen, sofern es diese gab. Durch den Kauf einiger Kleinboote mit Unterstützung des städtischen Sportamtes und des neuen Rennachters konnte dieser für die sportliche Entwicklung unzureichende Zustand jetzt behoben werden. Immerhin haben die Athletinnen und Athleten des KRV in den letzten Jahren so erfolgreich an Regatten teilgenommen, dass dem Ruderverein im letzten September anlässlich der Kölner SportNacht die Große Sportplakette der Stadt Köln verliehen wurde. Überreicht von der Oberbürgermeisterin.
Das neue Boot ist bei Filippi Lido S.r.l. gebaut worden, ist bei knapp 17 Metern Länge nur 86 Kilogramm schwer und im Olympia-Standard ausgerüstet worden. Für die Beschaffung mussten rund 46.000 Euro aufgewendet werden. Das Boot war Anfang Juni an den Decksteiner Weiher geliefert worden, wo es sogleich zusammengebaut und für den ersten Einsatz eingestellt wurde. Denn schon wenige Tage später holte es in Ratzeburg die erste Goldmedaille. Im Laufe der Rennsaison stellten sich weitere Erfolge ein.
In einer freundlichen Vorstellungsrunde berichten Pia Otto und Robin Goeritz aus ihrem spannungsreichen sportlichen Leben und über ihre aktuelle Situation als Studierende der Mathematik bzw. der Juristerei. Eine solide Berufsausbildung ist ihnen wichtig. Ihr gleichfalls sieggewohnter Mitruderer Maxime Wülfrath tauft danach einen Rennvierer auf den Namen „Executor“, Aaron My als frischgebackener Goldjunge einen Renneiner auf den Namen „Themse“. Ein Gewässer, auf dem traditionell einige der großartigsten Ruderregatten stattfinden – die Teilnahme ein Traum jedes Aktiven.
Etliche Besucherinnen und Besucher nutzen die Gelegenheit zu einer eingehenden Besichtigung der Rennboote nebst der Möglichkeit, fachkundig technische Auskunft zu erlangen. Andere bleiben nach einem gemeinsamen Umtrunk sicherlich noch längere Zeit am Fischmarkt sitzen und genießen den schönen heißen Sommerabend.
Fotos: KRV